Ich wusste nicht, dass ich auf der Suche war – bis das Leben mich gezwungen hat, hinzuschauen.
Es ist immer wieder faszinierend, wie unterschiedlich Menschen mit ihren Erfahrungen umgehen.
Was für den einen kaum spürbar ist, bedeutet für den anderen eine emotionale Lawine.
Dieser Text ist kein Urteil – und soll auch keins auslösen.
Wenn du das hier liest, nimm dir einfach das mit, was für dich stimmig ist.
Ich bin die Letzte, die über jemanden urteilt.
Denn ich weiß genau, wie es sich anfühlt, wenn das Leben plötzlich anders wird.
Und du damit allein dastehst.
Wir dachten, wir hätten das Schlimmste hinter uns.
Der Alltag sollte zurückkehren, so etwas wie Normalität.
Doch in Wahrheit war nichts normal. Noch lange nicht.
Die Klinikbesuche wurden seltener, ja.
Aber sie blieben Teil unseres Lebens.
Und mit ihnen blieb auch die Angst.
Diese stille, nagende Angst, dass alles wieder von vorn beginnen könnte.
Und dann – im August 2021 – kam endlich dieser Moment:
Unser Kind durfte wieder in die Kita.
Was für andere selbstverständlich ist – spielen, lachen, einfach Kind sein –
war für uns ein Geschenk.
Ein Geschenk, für das ich heute noch unendlich dankbar bin.
Aber während das Leben im Außen langsam wieder Fahrt aufnahm,
blieb es in mir seltsam still.
Ich wusste, was Freude ist. Aber ich konnte sie nicht fühlen.
In mir war eine Leere, die alles zu verschlucken schien.
Und für jemanden, der eigentlich tief im Leben verwurzelt ist,
war genau das das Schlimmste:
Zu wissen, was Leben bedeutet – und es nicht mehr spüren zu können.
Medikamente halfen mir, mich zu stabilisieren.
Vielleicht war das notwendig.
Aber es war nicht das, was ich mir für mich gewünscht hatte.
Ich funktionierte – aber ich lebte nicht.
Manche Tage sahen so aus:
Ich brachte mein Kind in den Kindergarten, kam heim, legte mich auf die Couch –
und blieb dort liegen.
Stundenlang.
Bis es Zeit war, ihn wieder abzuholen.
Das war mein Tiefpunkt.
Mein Zusammenbruch.
Und so paradox es klingt:
Genau dieser Moment sollte der Wendepunkt werden.
Der Zusammenbruch war kein Ende.
Er war der Anfang.
Nicht laut. Nicht plötzlich.
Aber ehrlich. Und notwendig.
